Pädagogisches Förderinstitut Sindelfingen :: Legasthenie-ABC

Legastenie - eine Krankheit?

Mein Kind hat LRS! Mein Kind ist krank

Nein!! Tatsächlich hat LRS (Lese-/Rechtschreibschwäche) wenig bis gar nichts mit einer Krankheit zu tun. In Wissenschaftskreisen hat sich mittlerweile die Auffassung durchgesetzt, es handelt sich dabei um eine Schwierigkeit bei der Aneignung der Fähigkeit Schrift lesend und schreibend zu verwenden. Außerdem gibt es nicht nur zwei Kategorien von Menschen: Legastheniker und Nicht-Legastheniker! Viel mehr ist der Übergang zwischen durchschnittlichen und lese-/rechtschreibschwachen Menschen fließend. Gewissermaßen haben alle Menschen mehr oder weniger ausgeprägte Lese-/Rechtschreibstörung. Zugleich sind die wirklich schweren Ausprägungen eher selten und betreffen nur wenige Kinder.


Auch ist es meist keine schwer veränderbare Störung oder gar Behinderung. Unabhängig davon, wie schwerwiegend die Probleme des Schriftgebrauchs sind, handelt es sich im Wesentlichen um noch nicht vollzogene Lernschritte. Nur in Ausnahmefällen gründen damit verbundenen Schwierigkeiten in organischen oder psychischen Störungen. Ein einfacher Satz, der aber viel bedeutet: Mit einer geeigneten pädagogischen Therapie und anschließendem bzw. begleitendem Training, auch als Automatisierung bezeichnet, lassen sich nicht genügend ausgeprägte Fähigkeiten erwerben. Dazu ist bloß über längere Zeit ein dem Leistungsvermögen Ihres Kindes angepasster Unterricht durch qualifiziertes Fachpersonal notwendig.

Um es klarer zu formulieren, hier ein Vergleich: Die Fähigkeit zu singen und die Noten bzw. die Tonlagen richtig zu treffen ist scheinbar von der Geburt an unterschiedlich ausgeprägt. So konnte mein jüngerer Sohn sofort und ohne große Mühe in die gehörten Melodien einstimmen. Der ältere Sohn hingegen kann dies bis heute nicht. Wer von Ihnen kann gut singen? Ich nicht! Fragen wir uns deshalb, woran das liegt und ob mit einem in so einem Fall etwas nicht stimmt? Eher nicht, oder? Die Fähigkeit des Singens ist einfach nicht so relevant in unserem Alltag wie Lesen und Schreiben.

Ähnlich wie beim Singenlernen verhält es sich mit der Legasthenie bzw. Lese-/Rechtschreibschwäche. Manche können auf Anhieb richtig Schreiben und damit unangestrengt Lesen, die anderen bedürfen eines Spezialtrainings, um es zu können. Denn auch ursprünglich miserable Sängerin oder Sänger, schafft es ziemlich gut zu singen, wenn ihr/ihm ein gutes Training durch fachkundige Pädagogen zuteilwird. Der Unterschied ist nur: Schlechte SängerInnen müssen für die gesellschaftliche Integration nicht gezwungen werden viel zu trainieren, um dennoch singen zu können. LRS-Kinder aber brauchen Hilfe.

Damit so eine Therapie bzw. Training hilfreich ist und dauerhaft von Erfolg sein kann, muss sie mehrmals die Woche und über längeren Zeitraum erfolgen. Auch ist der Erfolg nur mit eigener Anstrengung des Kindes zu erreichen. Von Ihnen verlangt es, das Kind geduldig zu unterstützen. Das wichtigste ist aber: Die Förderung Ihres Kindes muss rechtzeitig beginnen.