Pädagogisches Förderinstitut Sindelfingen :: Dyskalkulie

Rechenschwäche – ein häufiges Entwicklungsproblem

Der LKW ist 20 Meter lang und 5 Meter breit. Wie alt ist die Fahrerin? Natürlich eine Scherzfrage, doch Soia fängt gleich zu rechnen an: 20+5= 25 Jahre, völlig klar! Denn 20-5=15 kann ja nicht stimmen - mit 15 kann man schließlich noch keinen Führerschein haben.


Was viele Rechner sofort als eine sinnlose Aufgabe erkennen, ist für ein sogenanntes rechenschwaches Kind wie Soia nur eines von vielen schwer lösbaren Problemen im Umgang mit Zahlen.
In wissenschaftlichen Studien wird geschätzt, dass etwa fünf Prozent aller Schulkinder rechenschwach sind. In fachdidaktischen Kreisen wird die tatsächliche Zahl der Betroffenen allerdings mindestens dreimal so hoch vermutet.

Es gibt viele Namen für das Phänomen: Dyskalkulie, Rechenschwäche, Rechenstörung. Die Weltgesundheitsorganisation klassifiziert Rechenschwäche als eine entwicklungsbedingte Teilleistungsstörung. Sie „besteht in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist" (ICD-10 F81.2).

Vereinfacht gesagt ist Rechenschwäche keine Krankheit, sie hat nichts mit Dummheit zu tun und auch die Lehrer*innen trifft keine Schuld. Rechenschwäche ist eine Veranlagung, die zu einem Entwicklungsproblem führt, das man aber mit gezielter Förderung gut korrigieren kann.

Kinder mit Rechenschwäche haben große Schwierigkeiten, einen Begriff von grundlegenden mathematischen Konzepten und Operationen zu entwickeln. Sie verfügen über keinen ausgebildeten Begriff von Kardinalzahlen, für sie sind Zahlen vor allem Wörter in einer Zahlwortreihe (Ordinalzahlen) und nicht Begriffe, im Sinne von Platzhalter für Mengen. Sie sind oft abhängig von Zählhilfen wie Fingern oder Steinen und können sich von dieser Methode auch weit nach der ersten Klasse nicht lösen.

Was tun also? Fachlich qualifizierte Spezialisten können Defizite oder Entwicklungsrückstände rechtzeitig ausloten und helfen, geeignete Fördermaßnahmen einzuleiten. Auch bei Kinderärzten im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U10 im siebten bis achten Lebensjahr müssen auch Teilleistungsstörungen im Lesen, Schreiben und Rechnen durch Ärzte festgestellt werden.

Und wenn Eltern ahnen, dass die schulische Entwicklung ihres Kindes verzögert ist, wenn sie bemerken, ihr Kind quält sich beim Rechnen und kann Aufgaben nur durch Zählen oder Raten lösen, sollten sie ihr Kind kostenlos testen lassen und sich über lerntherapeutische Förderangebote informieren.