Pädagogisches Förderinstitut Sindelfingen :: Dyskalkulie

Pädagogische Diagnose Dyskalkulie - was bedeutet das??

Diese Störung ist auch als Rechenschwäche bekannt. Definiert wird Dyskalkulie als eine spezifische Entwicklungsstörung, die einen biologischem Ursprung hat und das Aneignen von mathematischen und arithmetischen Konzepten erschwert bis stark beeinträchtigt. Auch wenn keinerlei Zusammenhang zur Intelligenz oder zu den verwendeten Lehrmethoden besteht, liegen die Probleme meist in der Fähigkeit, numerische Symbole zu interpretieren und arithmetische Operationen (Plus-, Minus-, Mal- und Divisionsrechnung) durchzuführen.


Eine Fehlfunktion der neuronaler Verbindungen, die für die Verarbeitung numerischer Sprache zuständig sind, ist die biologische Erklärung für Dyskalkulie.  Dies hat zur Folge, dass der Zugang zu mathematischen Zusammenhängen und kognitive Verarbeitung numerischer Informationen erschwert sind bzw. gar nicht funktionieren. Das äußert sich darin, dass ein Kind mit Dyskalkulie mathematische Zeichen und Zahlen verwechselt (auch spiegelverkehrte Schreibung der Zahlen) und Schwierigkeiten beim Kopfrechnen hat.

Die Verbreitung von Dyskalkulie bei Schülern beträgt ungefähr und je nach Studie, die man heranzieht, zwischen 3 - 6 % und ist bei Mädchen und Jungen ähnlich ausgeprägt.

Was sind die biologischen Ursachen?

Ausgemacht wurde eine neuronale Störung im intraparietalen Sulcus des Gehirns als Ursache für Dyskalkulie. Die biologische Aufgabe des Sulcus intraparietalis besteht darin, die Koordination von visueller Wahrnehmung und Motorik zu bewerkstelligen.  Als Beispiel dafür kann die Koordination der Augenbewegung mit zielgerichtetem Schießen oder Fangen des Balls aufgeführt werden (Augen-Hand-Koordination). Des Weiteren ist die Gegend des Sulcus intraparietalis im Gehirn mit der visuellen Aufmerksamkeit verbunden und ist für räumliche Tiefenwahrnehmung  verantwortlich.

Man kann sich jetzt fragen, was das denn mit Mathematik zu tun hat?! Meiner Meinung nach sehr viel. Denn eine Zahl ist nur eine Vorstellung, ein Sinnbild für eine Bestimmte Menge, die in einem leeren Raum vorhanden ist und diesen Raum (teilweise) befüllt. Verständlicher wird es, wenn wir uns zwei Zahlen im schwerelosen Raum als zwei freischwebende Wasserkugel vorstellen, die zusammenkommen (Summenbildung) und eine neue Zahl (größere Wasserkugel) bilden. Dazu bedarf es einer vorausschauenden (antizipatorischen) Vorstellung von dem, wie die Zusammensetzung des „Füllmaterials“, also der Zahlen, sich in dem Raum verhält. Man ist darauf angewiesen, die Zahlen als räumliches Gebilde (Mengenbild) vorstellen und die Veränderung dessen beim Summieren erwarten zu können.

Nicht anders ist es beim Schießen eines Balls auf das Tor. Es ist sehr schwierig eindeutig zu sagen, wie das passiert. Man schaut das Tor an und schießt. Und dann bewegt sich der Ball in Richtung des Tores. Als ich meinem kleinen Sohn zu erklären versuchte, wie er auf das Tor zielen soll, hatte ich große Schwierigkeiten damit. Letztendlich habe ich ihm einfach gesagt: Sieh dir das Tor an, stelle dir vor, der Ball fliegt dahin und schieß. Und dann hat es auf wundersame Weise geklappt!

Gemeinsam der beiden oben aufgeführten Beschreibungen ist eine „prophetische“ Weitsicht dessen, was passieren wird bzw. passieren soll. Der Schätzung von Mengenverhältnissen sowie der Ausführung von Rechenoperationen und einem Schuss auf das Tor ist ist also die Vorstellung dessen gemeinsam, was passieren wird, ohne dass es tatsächlich in dem Moment passiert. Und genau da haben wir die Verbindung zwischen der Koordinationsaufgabe des Organismus und der Fähigkeit zu rechnen.

Behandlung von Dyskalkulie

Grundsätzlich gilt - je früher Schwierigkeiten beim Rechnen als Rechenschwäche (Dyskalkulie) erkannt werden, desto früher können betroffene Kinder in die Lage versetzt werden, durch das Lernen der notwendigen Strategien sich an neue Lernprozesse anzupassen und damit eine effiziente Behandlung von Dyskalkulie zu ermöglichen. So können Lernverzögerungen am ehesten vermieden werden. Dadurch werden folgerichtig ein reduziertes Selbstwertgefühl und andere ernsthafte Störungen der Jugendlichen verhindert. Hiermit wird die besondere Bedeutung der frühzeitigen Diagnose von Dyskalkulie noch mal verdeutlicht.